Effectuation – eine mögliche Antwort auf das Thema Nachhaltigkeit?!
Hat die Denk- und Entscheidungslogik Effectuation, welche auf der wissenschaftlichen Erforschung der Handlungsweisen erfolgreicher Mehrfachgründer:innen beruht, auch Antworten auf die Herausforderungen durch die Klimakrise?Konkrete Antworten nicht, aber sie bietet eine Haltung und Verhaltensweisen, die es erleichtern, ins Handeln zu kommen. Sie macht ein Angebot, wie aus der Ohnmacht in die Handlung gewechselt werden kann. Psychologen bezeichnen dies auch gerne als den Wechsel von der Lageorientierung in die Handlungsorientierung. Dieser dringend notwendige Shift gerade beim Thema Nachhaltigkeit wird unter anderem durch den im Effectuation üblichen Fokus auf die jetzt im Moment zur Verfügung stehenden Mittel geschärft. Betrachten wir z. B. die Entwicklungsgeschichte von Fridays for Future und insbesondere von Greta Thunberg, dann können wir rückblickend sagen: hier wurde effectuiert. Professorin Saras D. Sarasvathy hat 2001 als zentrales Ergebnis ihrer Forschungsarbeit mit erfolgreichen Mehrfachgünder:innen vier Prinzipien und ein übergeordnetes Meta-Prinzip abgeleitet. Diese Prinzipien werden auch in dem Beitrag von Heiko Bartlog https://t2informatik.de/blog/prozesse-methoden/das-prinzip-effectuation/ erläutert.
Was bedeuten diese Prinzipien im Zusammenspiel mit Nachhaltigkeit? Das Metaprinzip „die Zukunft ist gestaltbar“ ist per se schon ein Gegenspieler zur Ohnmacht und zur Grundhaltung „hat alles keinen Sinn / bewirkt eh nichts“. Dies ist zum einen verknüpft mit dem im Effectuation angewandten Fokus auf den Handlungsimpuls der Einzelnen. Und zum anderen verknüpft mit dem Grundgedanken, statt eines großen Tankers, der das gesamte Problem und Thema lösen soll, lieber viele kleine Schnellboote loszuschicken. Hier verbirgt sich ganz stark der Gedanke der Ermächtigung des Einzelnen / der Einzelnen und der Blick auf das Mutmachende. Gleichzeitig beinhaltet dies auch den Abschied von der Beweisführung, dass das eigene Vorhaben die beste, die einzig wahre und richtige Lösung ist. Stattdessen geht es um sinnvolle nächste Schritte mit Blick und Fokus auf die im Moment eigenen zur Verfügung stehenden Mittel. Somit wird es möglich, von der Ohnmacht zum Wollen und vom Wollen zum Machen zu kommen. Darüber hinaus sei an dieser Stelle noch erwähnt, dass sich das Prinzip Kooperation, also der Blick auf Partnerschaften, auch gerade bei dem Thema Nachhaltigkeit besonders anbietet, da es sich hier um ein Querschnittsthema handelt.
Ein Beispiel der Anwendung des Effectuation beim Thema Nachhaltigkeit war ein digitaler Marktplatz der Macher*innen, bei dem im Jahr 2020 mit gut 30 Teilnehmenden 24 Schnellboote zum Thema Nachhaltigkeit entstanden sind. Das Nutzen und geschickte Kombinieren vorhandener Mittel sowie die Kooperation auf Augenhöhe stand ebenfalls Pate bei dem Verein https://www.citizens-forests.org/ unseres Kollegen Carsten Holtmann, der bis heute 15.000 Bäume gepflanzt hat.
Und abschließend noch der Hinweis, dass gerade bei solch ernsten und bedrohlichen Themen wie der Klimakrise der aktive Blick auf das Prinzip return on good luck, also den Zufall als Chance zu nutzen, ein ganz wesentlicher ist.